Jäger 90 stehen für streng elektronische Klänge und lebendige Liveauftritte. Das Duo hat mit dem Song Stiefelblitz mehr als nur einen Achtungserfolg erzielt. Ihr monotoner Ansatz hat den Jägern neben einigen Kritikern eine feste Fanbasis eingebracht. Mit Drischne Skasal liegt nun ein Album vor, das den bisherigen Sound weiter zuspitzt.
Jäger 90 verzichten auf alles
Weniger Klänge. Weniger Melodie. Weniger ist mehr. Der Verzicht ist nicht nur der allen politischen und ideologischen Extremen absagende Opener, der Titel steht sinnbildlich für den sparsamen und reduzierten Ansatz von Jäger 90: Musik im Stile von DAF und den frühen Nitzer Ebb. Zackige Bässe und einfache Rhythmik, gepaart mit (Sprech-) Gesang und dosierten Effekten.
Minimal gehaltenes Clubfutter
Das pumpende Titelstück Drischne Skasal geht direkt in die Beine und wird sicherlich in einschlägigen Clubs rauf und runter laufen. Dessau ist hingegen dem EBM-Epizentrum Deutschlands gewidmet und behandelt das Leben rund um die Musik mit pogotauglichen Klängen.
Musikalisch ganz dicht bei DAF
Nach dem fordernden Mehr Von Dir folgen teilweise schleppende Nummern, die Jäger 90 noch näher an ihre Idole DAF rücken lassen. Diese Tracks brauchen eine gewisse Zeit bis sie wirken, gewinnen aber mit jedem Durchgang an Leben.
Erkenntnisse und Weisheiten inklusive
Wer immer Richtung Westen geht,
kommt trotzdem in Russland an.Die Erde ist doch ein Ball,
sie dreht sich überall
Richtung Westen schleudert dem Hörer reihenweise Gratiserkenntnisse im besten NDW-Stil entgegen. Ja – man kann bei solcher Musik auch durchaus mal Grinsen.
Authentizität abseits von Innovationsdruck und Trendgedudel
Kritiker werden bemängeln, dass es diese Ausdrucksform in den frühen 80ern schon gab und die Originalität fehle. Das mag sein, aber Jäger 90 wollen eben genau diesen Sound fabrizieren.
Die von vielen Kritikern bevorzugte rein kopflastige Herangehensweise an diese Musik mag dazu führen, sie intellektuell analysieren zu können – erleben tut man sie dadurch nicht. Und genau durch das Erleben punkten Jäger 90. Das gilt für die Liveauftritte ebenso, wie für ihre Interpretation von Minimal-EBM.
Und vielleicht leben wir momentan in einer Zeit, welche die Authentizität einer Band zunehmend höher gewichtet als ein von Marketingstrategen erdachtes Hochglanzimage.
Fazit: Gutes, radikal reduziertes EBM-Album mit einer ausgewogenen Mischung aus Clubhits und sich entwickelnden Tracks.
Wertung: 8 von 10 Punkten (8/10)
Dem kann ich nur zustimmen. Das Album macht Spass ! ! !