Musik geprägt von Front 242: Die ersten Klänge von Identity Unknown, dem zweiten Album von Autodafeh, klangen bereits vielversprechend. Das Album hält diese Qualität mühelos auf ganzer Länge.
Autodafeh: Ein Satz nach vorne mit Identity Unknown
Hunt For Glory war ein ordentliches Debut mit einigen Highlights, die von mitunter recht unauffälligen Songs umrahmt worden sind. Die zweite CD Identity Unknown setzt hingegen das fort, was die Re:lectro EP im Herbst 2009 angedeutet hatte: Tanzbare EBM-Klänge, die vom klassischen Front 242 Ansatz der Endachtziger mehr als nur ein bisschen inspiriert worden sind.
Autodafeh tanken mehrere Einheiten Front 242
Offensichtlich vergöttern Autodafeh das Front 242 Album Front By Front.
7 Sins kopiert ganz dreist die Anfangssequenz von Until Death (Us Do Part), um sich anschließend in einem wuchtigen Midtempo-Dancetrack zu wandeln.
Genau das macht dieses Album hörenswert: Die Band verharrt nicht in Zitaten, sondern entwickelt aus ihrem Tribut moderne und druckvolle Songs.
Das treibende und mit einem Headhunter-artigen Rhythmus unterlegte Divided We Fall funktioniert gleichermaßen und besitzt einen dezent militanten Unterton. Front 242 scheinen Autodafeh durchaus zu schätzen, erklingt von Divided We Fall zum Ende des Albums doch der von Daniel Bressanutti gemixte Front 242 Pirate Remix.
Identity Unknown ist nicht nur ein Album für die Clubs
Mit Love, Hate & Pain, Meltdown und Nitzer Ebb typischen Shouts bei Outbreak gehen Autodafeh einerseits direkt Richtung Sequenzer-Clubkultur, um konträr dazu in ruhigeren Stücken verschachtelte EBM-Klänge in das aktuelle Jahrzehnt zu transportieren.
Ganz stark dabei Evil Doll, das bombastische Elemente und eine überraschend rockige Attitüde in elektrisierende Körperzuckungen verwandelt.
Die stimmige Atmosphäre von Hall Of Fame oder des schleichenden Fake entpuppt sich im Verlauf des Albums als neue Stärke von Autodafeh. Neben direkten Nummern beherrscht die Band nun auch subtile Töne.
Die Auswahl der Sounds orientiert sich an dem EBM-lastigen Ansatz, oft gehörte – und auf dem Debut noch recht häufig verwendete – Electroklänge der letzten Jahre sind dadurch weniger zu finden.
Gepresste Vocals & Shouts
Das bewährte 242-Prinzip eines gepresst agierenden Sängers mit einem passend eingesetzten Shouter kommt bei Autodafeh immer wieder zum Vorschein: Die Tracks gewinnen dadurch an Prägnanz und Abwechslung. Lediglich bei zwei bis drei Tracks würde man Frontmann Mika Rossi etwas mehr Power in der Stimme wünschen.
Druck fehlt der Produktion ansonsten gar nicht: Viele Bands versuchen mangelnde Härte mit übersteuerten Sounds zu kaschieren, Autodafeh setzen auf eine klare Abmischung, was schnellen Sequenzen und komplexeren Strukturen gleichermaßen zugute kommt.
Das Einzige, was den Schweden zum endgültigen Durchbruch noch fehlt, ist ein Überhit, wie ihn Spetsnaz mit Apathy vor einigen Jahren gelandet haben.
Wertung: 9 von 10 Punkten (9/10)
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