Oha – die neue And One Single Back Home ist da. Gegner bewaffnen sich mit Stift und Tastatur, stets bereit, gnadenlose Attacken zu fahren. And One Follower Marke “true” finden sie toll, ohne auch nur einen Ton zu kennen. Und wie klingt Back Home jetzt?
And One – Back Home
And One erfinden sich neu, frönen der Innovationund überraschen die komplette Hörerschar mit bahnbrechenden Neuheiten. – OK, das war gelogen und das erwartet auch niemand. Back Home gibt sich schnell als And One Produkt zu erkennen und distanziert sich dennoch vom unglücklichen Tanzomat. Raus aus der bisweilen sülzigen Suppe der letzten Jahre.
Das Intro mit dem heischenden “Achtung” ruft natürlich Personal Jesus von Depeche Mode an. Spiel mich auf Depeche Mode Parties, so die eher weniger subtile Botschaft.
Der Song Back Home an sich gemahnt allerdings mehr an Wasted. Ein kerniger Rhythmus, leicht rockig bis electroclashig in der Wirkung. Versehen mit einer schmissigen und griffigen Melodie, die mit jeder Wiederholung ihre Krallen ausfährt und im Verlauf mit einer Backgroundsängerin überrascht. Endlich vorbei das endlose Geziehe der Vokale, eher cool bis knapp angebunden trägt Steve Naghavi das Ganze vor.
Das ist schlichtweg ne gute Nummer: Einfach, funktional wie Military Fashion Show. Das wird langjährigen And One Fans wohl zusagen. Kein Klassiker für die Ewigkeit, aber auch kein Anlass für weitere Tiraden, dazu wirkt Back Home zu durchdacht, schwungvoll und adäquat umgesetzt.
Die Remixe loten die Single aus, ohne sie zu dekonstruieren. Im Mixed Conditioner klingt Back Home etwas kantiger. Der Berlin Mixer baut die stimmungsvollen Momente aus.
Reduzierte Flächen
Warum tönt das flotter und überzeugender? And One haben endlich aufgehört, viele Ideen mit unendlichen Synthieflächen einzuebnen, zu überdecken und konsequent weichzuspülen. Das war eh nie nötig, der Sound ist doch schon poppig, warum das noch verwässern?
Lediglich Wounds geht in die so lang strapazierte Richtung, von dieser Sorte Song haben And One schlichtweg genug, obwohl handwerklich nichts auszusetzen ist.
Für die Balladenfans streicht die Peiner Liveversion von High, vorgetragen durch Rückkehrer Joke Jay, die Punkte ein, obgleich der Knopf für Schnulzenalarm bedenklich zu flackern beginnt. So, damit in dieser Rezi gleich mal viele weibliche And One Fans verärgert.
Rick in der Italo Disco?
Als heimliches Highlight der Back Home EP entpuppt sich hingegen Rick. Sicher, wer Italo Disco und Synthie Pop Ende der 80er hasst, wird seine Halsschlagader strapazieren. Macht lieber aus.
Alle anderen erwartet eine wunderbare (Poser-) Retro-Disconummer, in der sich Italo Disco, die Pet Shop Boys, frühe Erasure und fanfarenartige Sounds (New Beat Marke VoYou – Radio Bostich lässt grüßen!) gepflegt paaren. New Waver und Synthpopper im Autoscooter Rammwettbewerb, das Bild drängt sich bei Rick förmlich auf. Klassischer Fall von “hass oder lieb mich”, Yours: Steve der Provokateur.
And One – ein bisschen Wave muss sein
Überraschung: Missing Track zaubert abschließend 80er Jahre Wave hervor, stimmungsvoll und – auch wenn deren Fans jetzt reihenweise Flüche aussenden – musikalisch durchaus an The Cure angelehnt.
Untypisch ebenfalls der entrückt vorgetragene Gesang, er weilt fernab der sonstigen And One Normalität und mündet dann in einem einsäuselnden Refrain.
Fazit: Kein Grund auszuflippen, schlichtweg eine gelungene Single mit Variationen, die And One in der neuen (alten) Besetzung auch benötigen.
Wertung: 7.5 von 10 Punkten (7.5/10)
Release Infos
Interpret: And One
Label: Synthetic Symphony
Release: 13.01.2012
Genre: Synthie Pop
Tracklisting:
1. Back Home (Club Mix)
2. Wounds
3. Rick
4. High (live in Peine, The Original)
5. Back Home (Mixed Conditioner)
6. Back Home (Berlin Mixer)
7. Missing Track
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