Seit 2004 sind die Wiener dAVOS bereits aktiv. Es ist eine zerstreute Band. Zerstreut? Genau, eine Formation über die man auf zahlreichen Compilations stolpert, die bisher aber nur ein Album (Just Like Mine – 2007) einspielte. Mit dem zweiten Werk I Could Sense A Tragedy positioniert sich die Formation.
dAVOS – I Could Sense A Tragedy
dAVOS sind in Österreich durchaus etabliert. Hierzulande zählen sie (noch) zu den Bands, von denen “man mal gehört hat”– Hardcorefans natürlich ausgenommen. Zu vereinzelt die Releases; vier EPs, zwei Split-EPs, Samplerbeiträge und eben “nur” ein Album können – ungeachtet des vorhandenen musikalischen Gehalts – derzeit schnell untergehen.
Longplayer Nummer zwei, I Could Sense A Tragedy, ging eine Veränderung voraus: Michael Ruin und Eric Nelson trennten sich von Gerd Hall. Neu in der Band dafür Matt C. – zuständig für Gitarre und Keyboard sowie einige Lyrics.
Es wäre falsch, die Wiener Formation (nur) mit den gängigen Synthie Pop Acts zu vergleichen, auch wenn sie bis dato meist in diesem Kontext rezipiert wurden.
dAVOS spielen das, was sie mögen: Neben klassischen Synthie Pop zählen dazu Wave und eben bisweilen rockige Alternative-Elemente – eine stimmige Mixtur.
Musik zwischen Synthie Pop und Alternative
dAVOS klingen auf dem neuen Album fokussierter, das Album war kein Schnellschuss. Die Melodien wirken ausgearbeitet, die dosierten rockigen Elemente verleihen der Musik häufig passenden und ab und an benötigten Schub.
Gelungen vor allem der Auftakt mit Just Like Mine und dem bekannten Tender Loving Care. Fluide Synthie- / Electropopmusik mit einer gewissen Eleganz. De/Vision Fans sollten hier aufhorchen.
Einen Drahtseilakt müssen die eingängigen Songs allerdings bewältigen: Der Schuss genretypische Synthpop-Naivität kann angenehm und reizvoll wirken, aber durchaus sehr bieder daherkommen.
Shatter fällt leider in dieses Biedermannloch. Hier fehlt der Kontrast, die spezielle Stimmung. Ein akustischer Stolperstein, der sich nicht selten bei jungen Synthie Pop Projekten findet. Mehr Mut, dann wirkt etwa Chimes Sad Melody trotz der detaillierten Ausformung sicher nicht so brav.
Disgrace macht dies besser und besticht durch eine einfache, aber funktionierende Dynamik, die durch die geschickte Betonung und Soundauswahl in den Vordergrund drängt.
Leicht alternativ inspiriert drücken Nummern wie Thoughful Eyes und das auf deutsch vorgetragene Lass Es Sein aufs Tempo – sie lockern den Sound auf, wirken aber keinesfalls deplatziert.
Ähnlich energetisch tönt Sur La Mer, ein Highlight des dAVOS Werks, dessen energischer Gesang musikalisch ebenbürtig ummantelt wird.
Der nostalgisch integrierte Schuss Ironie
Eine Stärke von dAVOS schimmert bisweilen hervor: Sie sind in der Lage, eine melancholische Grundstimmung mit ironisch-bissigen und nicht immer 100% wörtlich zu nehmenden Texten zu garnieren.
Fazit: Mit I Could Sense A Tragedy haben sich dAVOS entwickelt und öffnen dabei einige Türen für die Zukunft.
Bisweilen keimt allerdings noch das Gefühl auf, dass in der Band durchaus mehr steckt, als sie bis jetzt gezeigt hat.
Ein gewisser Mut zu (mehr) Schärfe und vor allem eine an einigen Stellen benötigte dynamischere Produktion (hier kann man die aktuellen Alben von Mesh und Torul durchaus als Referenz nehmen), dann können dAVOS ihr vorhandenes melodisches Gespür noch besser in Szene setzen. Bei aller Kritik, gebt I Could Sense A Tragedy mal ein paar Durchgänge.
Wertung: 6.5 von 10 Punkten (6.5/10)
I Could Sense A Tragedy Release Infos
Interpret: dAVOS
Label: Timezone
Release: 15.03.2013
Genre:: Synthie Pop / Wave / Alternative
Tracklisting:
1. Just Like Mine
2. Tender Loving Care
3. Lass Es Sein
4. Pattern
5. Shatter
6. Past and Cold
7. A Hidden Place
8. Sur La Mer
9. Disgrace
10. Thoughtful Eyes
11. Chimes Sad Melody
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