Click Click fangen auf dem neuen Album Those Nervous Surgeons die schwermütige und gleichzeitig aggressive Atmosphäre alter Tage ein und scheuen sich dennoch nicht davor, passende frische Ideen einzuarbeiten. Nervös? – Ja nervös macht diese erste komplette Scheibe nach 17 Jahren schon.
Click Click – Those Nervous Surgeons
Kein Zufall: Those Nervous Surgeons als Titel ist eine Referenz an die Startphase der Smith-Brüder: Es war seinerzeit der Name des ersten Projektes, bevor sie sich Click Click nannten und ihren Sound definierten.
Und das passt zur Wirkung der Scheibe: Zurück zu jenem Sound, der so ungewöhnlich anmutete, stets zwischen elektronisch-industrieller Härte und fast depressiven bis entrückten Passagen pendelte. Oft schön, manchmal fremdartig.
Sie musizieren wieder in ihrer ganz eigenen Märchenwelt für Erwachsene. Voll mit widersprüchlichen Figuren und abwegigen Pfaden, mal fast romantisch, dann wieder beklemmend.
Mitunter taucht aus dem Nichts eine Tür auf und prompt befindet man sich an einem Ort mit all dem, was man doch immer verbannen wollte. Click Click kennen diese vergessenen Fratzen und zeichnen sie akustisch nach, lassen sie im Kopf des Hörers auftreten.
Eruptionen und hypnotische Ruhe
Dabei starten die Musiker fast harmlos mit dem einleitenden Instrumental Passenger. Doch schon Man In A Suit offenbart die unruhige Qualität des neuen Werks.
A. Smith singt wieder gegen sich selbst an, spielt mit den Vocals, die im Charakter so schnell kippen können. Begleitet von wuchtigen Drums generieren die Brüder ein stimmiges Erlebnis.
Als so typisches Click Click Merkmal erklingen im Verlauf des Albums mehrmals schwere, fanfarenartige Flächen. Deren Eindringlichkeit spendiert etwa dem bereits auf der EP befindlichen raren Track Rats In My Bed in der neuen, bisher besten Version eine spürbare Tiefe und eine passende Gestalt.
An dieser rhythmischen Stelle merkt man, dass zumindest Anteile des Bandsounds in der ungestümen Startphase der EBM verortet sind – obgleich Click Click immer eigenständig und genreunabhängig agierten.
Die zornigen Click Click verschaffen sich weiterhin Gehör und werfen einen Blick in die verhasste Realität: Ihnen reicht es, daran lassen sie bei What Do You Want mit seinen gnadenlosen Sequenzer-Tritten und geshouteten Fragen keinen Zweifel.
Raus aus der Passivität, zeigt Euch, die intelligent arrangierte und vertonte Halsschlagader mit Berstgefahr.
Psychedelische Ausflüge und eigenwillige Popkultur
Zwischen diesen impulsiven Arrangements dominieren ruhige, hypnotische Nummern mit ungemein psychedelischem Charakter. Szenische Musik, in der man hereingezogen wird und sich verirren kann (Factory).
Lock Them Up sticht inhaltlich religionsskeptisch bei den getragenen Nummern hervor: So eindringlich bis originell im Gesang und Melodieverlauf, dass es sich mit den Klassikern der Bandgeschichte problemlos messen kann. Stimme formt Stimmung, die im ausladenden Nachhall flächig in die Nacht strömt.
Poppig auffällig zählt Drone zu den gradlinigen und eingängigen Highlights auf Those Nervous Surgeons. Im knappen und doch so weitläufigen Refrain keimen wohlige Erinnerungen an Moist auf.
Click Click können, wenn sie es möchten, so elegant klingen. Keep Us Out Of The Way schließt das Album unaufgeregt instrumental ab.
Fazit: Als wären sie nie weg gewesen: Click Click tönen elektronisch und düster verstimmt wie eh und je – und schaffen es dennoch, neue Klänge zu integrieren. Wo die Comeback-EP noch Fragen aufwarf, überzeugt Those Nervous Surgeons mit extrem durchdachten, teils bewegenden Nummern. Ihre verschrobene Zeitlosigkeit dürfte noch in einigen Jahren die Spannung halten.
Wertung: 9 von 10 Punkten (9/10)
Those Nervous Surgeons Release Infos
Interpret: Click Click
Label: Dependent (Alive)
Release: 06.06.2014
Stil: Electro Wave/EBM
Tracklisting:
1. Passenger
2. Man in A Suit
3. Lock Them Up
4. Rats In My Bed (Version)
5. Factory
6. What Do You Want
7. The Warminster Detective
8. Burn
9. Drone
10. Keep Us Out Of The Way
Tolle Rezension! Und das Album ist wirklich der Hammer!