Neurotic Tremors markiert ein weiteres junges Nebenprojekt von Skinny Nutzoid, welcher durch seine Aktivität bei No Sleep By The Machine bekannt ist. Der Musiker zeichnet auf seinen bisherigen Releases unter dem Label Neurotic Tremors für einen introvertiert-dunklen, bisweilen an The Klinik orientierten und fokussierten EBM-Sound verantwortlich. Er kann sich durchaus mit den Protagonisten dieses Genres messen.
Neurotic Tremors
Verschiedene Ideen finden in unterschiedlichen Projekten ihren Niederschlag. Nach diesem Muster verfährt Skinny Nutzoid, dessen ambitioniertes Industrial-Projekt Distorted Cabaret unlängst skizziert wurde.
Neurotic Tremors ist einerseits spürbar näher an NSBTM angesiedelt und bietet dennoch Spielraum für Variationen. Auf jeder der bisher erschienenen EPs lotet der Musiker Facetten zwischen dunkler Body Music, Mindtrips und reduziert-verstörenden Industrial-Gefilden aus.
Dabei fällt auf, wie explizit EP-Name und Titel die jeweilige musikalische Ausrichtung ankündigen.
Access To My Inner Darkness
So spielt sich Access To My Inner Darkness vorrangig im Kopf des Protagonisten ab. Die EP tönt extrem bedrückend und agiert damit deutlich abseits des normalerweise ruppigeren Habitus von EBM und Industrial.
Das Verweilen auf der Schattenseite bietet Raum für Abwegiges – und erstaunlich persönliche Facetten (I Hide My Face).
Backwards
Was ist hinter der Maske? Eine Frage, die typisch für wegweisende, minimalistische Vorreiter wie The Klinik war. Musikalisch schimmert die respektvolle Referenz regelmäßig gekonnt durch.
Backwards umfasst einen Trip ins Damals: Noch radikaler und minimaler und vor allem: kälter. Kein Sound ist überflüssig, bis auf Knochenmark strippt das Projekt seine Trackideen herunter. Ohne Tarnung und Ablenkung schlägt die – in dosiert vorgetragenem Tempo – Härte durch.
Naheliegende Songthemen und -ideen betonen Nummer für Nummer das frostige Gefühl der Isolation (Trapped in Time). Musik, die Bilder provoziert. Der Hörer bestimmt, wie lange diese erkennbar bleiben und wirken.
Unpleasant Behavior
Die dritte vorliegende EP – Unpleasant Behavior – komplettiert die bisherige Finsternis mit expandierender Rhythmik und klassischer EBM-Härte. Sägezahn-Bassläufe lassen grüßen und keinen Zweifel daran, dass neben der immanenten Dunkelheit ein gehöriges Temperament (Twisted Illusion, War And Terror) lauert.
Die Nummern treiben an: Ruppiger, gleichermaßen stimmungsvoller Stoff, dem sich EBM-Fans – insbesondere Anhänger von No Sleep by The Machine und The Klinik – eigentlich hemmungslos hingeben sollten. Produktion, Struktur und Soundauswahl wirken stimmig, bieten Druck und gelungenes Sounddesign im Einklang.
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