Will man völlig unbedarften Mainstream-Hörern ein Subkultur-Genre näherbringen, dann geht die Suche nach einem qualitativen Prototyp, einem Track, der viele Stärken dieser Musikrichtung bündelt, los. Beim Thema Dark Electro kann man zukünftig zu Mildreda und der Nummer Liaisons Dangereuses greifen, wenn man nach einem bedrohlichen Beispiel qualitativer Machart sucht. Die neue Single von Mildreda im Spotlight.
Mildreda: I Was Never Really There – Debüt nach 30 Jahren
Ebenso wie Post Punk, Cold & Dark Wave erlebt das klassische Dark-Electro-Genre in den letzten Jahren einen kleinen Boom. In klarer Abgrenzung zu Aggrotech und poppigen Electro-Varianten betonte man die szenischen Stärken elektronischer Musik, das Spiel mit dem Mentalen auf Basis ausdrucksstarker Sounds. Das kann, muss aber nicht clubtauglich sein.
So viel zum Szene-Kontext. Die Geschichte von Mildreda gestaltet sich ebenfalls spannend: Jan Dewulf, bekannt durch Diskonnekted und sein Mitwirken am letzten Album von Dive gründete das Projekt bereits vor 30 Jahren! Zwei Eigenproduktionen kamen bis 1996 heraus, das Digitalwerk Coward Philosoph folgte erst 2016.
Doch das richtige Debüt, I Was Never Really There, erscheint im Jahre 2021 rund 30 Jahre nach Projektgründung auf dem renommierten Label Dependent. Dirk Ivens soll den Protagonisten dazu explizit ermutigt haben. Zum Debüt trug Ivens übrigens ebenso bei wie Cyan von The Eternal Afflict. Dependent beschreibt das anstehende Debüt von Mildreda wie folgt:
I Was Never Really There bietet eine erstaunliche Songpalette, die von der großen Electro-Ballade Dream Machine über ein Mid-Tempo-Club-Geschoss vom Kaliber Liaisons Dangereuses bis hin zum explosiven Feuerwerk diverser adrenalingetränkter Power-Tracks reicht.
Liaisons Dangereuses – Dark Electro in Perfektion
Während derartige Vorschusslorbeeren sich erst noch bewahrheiten müssen, liegt mit Liaisons Dangereuses nach Reinvention Of Pain und Inner Judgement eine weitere Single samt Video vor. Und die Mid-Tempo-Nummer hat es wahrlich in sich:
Jan Dewulf:
Für mich hat Liaisons Dangereuses alle Zutaten, die den typischen und einzigartigen Mildreda-Sound ausmachen. Der Song ist düster, giftig und unterfüttert mit teuflischen Untertönen. All das wird mit klassischen Samples vermengt zu einer wütenden Dark-Electro-Attacke.
Treffender lässt sich der akustische Höllenschlund kaum beschreiben. Liaisons Dangereuses packt den Hörer an den Hörnern, greift mit seinen pompösen und immersiven Sounds unerbittlich zu. In Hinblick auf die Rhythmik und den wummernden Bass lässt sich sogar ein Vergleich mit modernen Portion Control ziehen, nur tönt alles etwa morbider.
Die Sogwirkung des Schreckens wird im Video überdeutlich dargestellt. Pompös und wuchtig zelebriert Mildreda das Unheil, lässt Dynamik und Gefahr anschwellen. Perfekt verleihen die dezent bearbeiteten, aber eben nicht bis ins Unkenntliche verzerrten Vocals der Nummer seine Gestalt.
Die Single mündet durch die hervorragende, sehr druckvollen Produktion in einer puristischen Ästhetik des Abwegigen. Kein Widerspruch, sondern ein weiterer Beleg für kreativen Dark Electro im aktuellen Jahrtausend.
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